Es gibt viele Arten und Sorten von Leder. Das Naturprodukt unterscheidet sich je nach Tierart, Verwendungszweck, Gerbung oder Färbemethode. Leder ist ein fantastisches Produkt, das den Menschen von Anfang an begleitet, schützt und warm gehalten hat. Obwohl es eine dicke, fast wasserdichte Haut hat, ist es diffusionsoffen, d.h. es lässt ausreichend Wasser und Luftfeuchtigkeit durch und nimmt, wie die menschliche Haut, auch Fett auf.
Es gibt viele Verwendungsmöglichkeiten für dieses besondere Material, zum Beispiel für Taschen, Gürtel, Sitze, Schuhe und Bekleidung.
INTERESSANTE FAKTEN ÜBER LEDER
Die meisten der weltweit verwendeten Häute stammen von zum Beispiel Schweinen, Rindern, Kälbern, Ziegen, Lämmern, Hirschen oder Pferden als “Abfall” aus der Lebensmittelindustrie.
Aber auch die Häute von Exoten wie Krokodilen, Antilopen, Kängurus, Straußen, verschiedenen Fischarten oder Schlangen können verwendet werden.
Je nach Tierart variiert die Dicke der Haut von 0,5 – 1 mm (bei Ziege bzw. Lamm) bis 7 mm (bei Rind). Je nach Dicke ist das Leder in eine bis drei Schichten unterteilt.
Die oberste Schicht (“Haarseite” oder “Narbenseite”) ist durch ihre feinen und festen Lederfasern sehr reißfest und strapazierfähig und ist daher die Schicht mit der höchsten Qualität. Sie wird für die Herstellung von Glattleder verwendet.
Es ist nicht einfach, sich im Dickicht der verschiedenen Lederarten zu orientieren. Die Typen reichen von groben und festen Naturledern bis hin zu feinsten, fast filigranen, gedeckten Qualitäten. Dazwischen gibt es viele verschiedene Stärken, Oberflächen und Farbtöne, so dass man leicht die Übersicht verlieren kann.
Grundsätzlich wird zwischen GLATTLEDER und RAULEDER differenziert.
GLATTLEDER
Man unterscheidet zwischen gedecktem und feinem Glattleder. Beide Lederarten werden auf der Narbenseite (Außenhautseite) behandelt. Gedeckte Glattleder haben einen starken Farbauftrag. Die Oberfläche ist vergleichsweise unempfindlich. Feine Glattleder sind im Allgemeinen weich, empfindlich und wesentlich anfälliger für Feuchte als gedeckte Glattleder.
RAULEDER
Rauleder ist ein Sammelbegriff für Leder mit einer mehr oder weniger rauen Oberfläche, wie z. B. Nubuk und Wildleder. Die Vorteile sind ein angenehm warmer und flexibler Griff und eine ansprechende Struktur.
Generell gilt: Je schwächer die Behaarung eines Tieres ist, desto stärker muss die Haut sein, um den Körper zu schützen. Deshalb: Ziegenhaut ist wesentlich reißfester als Lammhaut.
GLATTLEDER
Anilinleder
Semi-Anilin-Leder
Veloursleder (Nubuk, Wildleder)
PU-Leder (Spaltleder mit Folie beschichtet)
NAPPA LEDER
Glattes und geschmeidiges Leder aus der obersten Schicht der Haut (Narbenseite). Rindsnappa wird z.B. für Polstermöbel eingesetzt, Lammnappa z.B. für Kleidung, Kalbsnappa für Schuhwerk und Bekleidung. Nappaleder ist ein relativ weiches, chromgegerbtes Glattleder von Kälbern oder Schafen mit vollem Narben (d. h. die originale) Oberfläche der Haut, die glatte Seite – einschließlich natürlicher oder künstlicher Vertiefungen). Ursprünglich war Nappaleder nur die Beschreibung für Handschuh- und Kleidungsleder, nach dem Napa Valley in Nordkalifornien (einst ein großes Rinderzuchtgebiet, heute ein Weinanbaugebiet). Nappaleder ist heute der Kollektivbegriff für das besonders anschmiegsame Glattleder aller Tierarten und Verwendungen.
Antikleder
Antikleder entsteht durch eine spezielle Färbetechnik (Pressen und Wischen) von Nappa-Leder, wodurch das Leder ein “altes”, “antikes” Aussehen erhält. Es ist in der Regel mehrfarbig.
NUBUK-LEDER
stammt gleichfalls aus der obersten Schicht der Haut, aber die oberste Schicht der Maserung wurde leicht angeschliffen, wodurch eine samtweiche Oberflächenstruktur entsteht. Festes Kalbs- oder Rindsleder, auf der “Narbenseite” leicht geschliffen (siehe Einleitung), mit einer Pfirsichhaut-ähnlichen Oberfläche. Ähnlich wie Wildleder, aber insgesamt noch feiner und anspruchsvoller. Nubuk ist die Bezeichnung für ein feines Veloursleder, das auf der Narbenseite (die dem Fleisch gegenüberliegende Oberseite der Haut) leicht angeschliffen ist, was ihm einen samtigen Charakter verleiht. Für Nubukleder werden feine Kalbs- oder Rindshäute verwendet. Es wird u. a. für die Herstellung von Polstermöbeln, Handtaschen, Bekleidungsstücken, Schuhwerk, Handschuhen und als Autoinnenleder verwendet. Nubuk bleibt nach dem Schliff sehr lange wasserdicht.
VELOURSLEDER
Sammelbezeichnung für alle Lederarten, die auf der “Fleischseite” hergestellt werden. Die sogenannte Fleischseite der Haut wird fein angeschliffen, wodurch ein Leder mit samtiger Oberfläche und leichtem Flaum entsteht. Es ist besonders weich und geschmeidig, kann von fast allen Tieren gewonnen werden und wird häufig für die Herstellung von Schuhwerk verwendet. Manchmal wird es – im Gegensatz zum Glattleder – auch als Rauleder bezeichnet.
WILDLEDER
Weiches und samtiges Leder, das aus echten Hirsch-, Elch-, Reh- oder Gamsfellen hergestellt wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff oft fälschlicherweise für Wildleder und auch für Nubukleder verwendet.
Wildleder ist eine Lederart, die aus den Häuten von nicht domestizierten Tieren wie Hirsch, Elch, Reh, Känguru oder Antilope hergestellt wird. Üblicherweise laufen die für die Lederherstellung verwendeten Tiere nicht frei herum, sondern werden in Gehegen gehalten. Das Wildbret von freilaufenden Tieren hat einen Seltenheitswert und einen korrespondierenden Preis. Wildleder zeichnet sich durch seine stumpfe und samtige Textur aus, es ist wasserdurchlässig und nicht sehr widerstandsfähig. Es wird häufig für die Herstellung von Schuhen, Jacken und Hosen verwendet. In Deutschland wird Wildleder fälschlicherweise als “Veloursleder” bezeichnet.
Wildleder, auch Veloursleder genannt, ist ein Sammelbegriff für Lederarten mit rauer Oberfläche. Allen Veloursledern ist gemeinsam, dass die Oberfläche direkt aus den Fasern der Netzschicht der Tierhaut entsteht – während bei Nubukledern nur die oberste Schicht der Haut (die sogenannte Narbe) leicht angeschliffen wird.
HIRSCHLEDER
Hirschleder hat Materialeigenschaften, die es als Leder für Kleidung, Handschuhe und auch Taschen vorteilhaft machen. Es ist wunderbar geschmeidig, nicht zu schwer, aber reißfest und langlebig.
RINDSLEDER
Rindsleder fühlt sich generell gut an und ist sehr langlebig. Die relativ glatte Oberfläche ist von kleinen Haarlöchern durchsetzt. Als Polster- oder Autoleder hat es seine typische Narbung als Ergebnis des Mahlprozesses. Neben Polstermöbeln und Autoleder wird Rindsleder auch für Kleidung, Schuhe und Gürtel verwendet.
KALBSLEDER
Ein Kalb hat genauso viele Haare oder Haarlöcher wie eine erwachsene Kuh. Der Unterschied besteht darin, dass sie über eine kleinere Fläche verteilt sind. Dadurch hat Kalbsleder ein einheitlicheres Aussehen, ist glatter und feiner und hat die gleiche oder sogar eine höhere Zugfestigkeit als Rindsleder. Es wird zur Herstellung von hochwertigem Schuhwerk, Bekleidung und Lederwaren, aber auch z.B. für Stuhlpolsterungen verwendet. Es wird auch als “Zicklein” für Damenschuhe, Absatzkappen und Leder für die Buchbinderei verwendet.
ZIEGENLEDER
Ziegenleder zeichnet sich durch Haarlöcher aus (mit einer Lupe leicht sichtbar), die in Dreiergruppen angeordnet sind. Ziegenleder wird hauptsächlich als Wildleder (“Ziegenveloursleder”) verwendet. Es gilt als das hochwertigste Leder für Bekleidung, weil es sehr fein, leicht, winddicht und reißfest ist.
LAMMLEDER
Vieles von dem, was als Lammleder (meist “Lammnappa”) auf den Markt kommt, ist in der Regel Schafsleder, da meist nur ausgewachsene Tiere geschlachtet werden. Man kann es an seiner glatten Oberfläche und dem warmen, butterweichen Griff erkennen. Allerdings ist Lammfell nicht besonders haltbar. Es sollte vor allem für feine Kleidung, die Sie nicht jeden Tag tragen wollen, Handschuhe, feine Damenschuhe und Sämischleder verwendet werden.
SCHWEINSLEDER
Schweinsleder ist auch für den Laien leicht an den deutlichen Haarlöchern zu erkennen, die von den Haaren des Tieres stammen und die gesamte Haut bedecken. Schweinsleder ist sehr widerstandsfähig und gilt als weniger edel als Rind-, Kalbs-, Ziegen- oder Lammleder. Es ist sehr beliebt für robuste Bekleidung wie Jacken und Hosen oder Reisetaschen und -koffer.
HIRSCHE, ELCHE, REHE UND ANDERE WILDTIERE
Nur das Leder von diesen Tieren ist tatsächlich “Wildleder”. Was der Laie üblicherweise als Wildleder bezeichnet, ist eigentlich Veloursleder, d.h. Ziegen- oder Kalbsleder, das auf der Fleischseite geschliffen wurde und dadurch eine raue Oberfläche erhält. Häute von Wildtieren sind oft mit Narben von Zeckenbissen, Insektenstichen, Dornen usw. bedeckt, daher wird die oberste Schicht abgeschliffen oder die Fleischseite direkt verwendet. Es wird sehr oft als Nubuk oder Hirsch vermarktet, was wahrscheinlich die häufige Verwechslung der Begriffe erklärt. Wildleder ist im Allgemeinen sehr reißfest und langlebig. Hirschleder wird oft mit Fischölgerbung (Sämischleder) angeboten, wie es für Sämischfelle genannt wird. Wie Nappa wird es für sehr hochwertige Kleidung oder Schuhe verwendet.
KROKODILLEDER
Für die Herstellung von echtem Krokodilleder wird hauptsächlich junge und gezüchtete Krokodilhaut verwendet. Erwachsene Exemplare haben zu große und starke Schuppen, die bei der Verarbeitung leicht abbrechen. Bei Imitaten wird das charakteristische Narbenbild auf das Glattleder geprägt.
BOXCALF
Boxcalf ist die Bezeichnung für das Leder von Milchkälbern. Es ist chromgegerbt, in der Masse gefärbt oder nur grundiert. Beim Färben wird dann eine zusätzliche Schicht Farbstoff auf das Leder aufgetragen. Wenn das Boxcalf durchgefärbt ist, wird es in manchen Fällen gekräuselt, was das natürliche Aussehen der feinen Narbung verändert, die bei einem Milchkalb nur schwer zu sehen ist. Die besonderen Merkmale von Boxcalf-Leder sind das leicht schattierte Aussehen, der seidige Glanz und die sehr feine, gleichmäßige Narbung. Aus diesem Leder werden hochwertige Damen- und Herrenschuhe sowie Qualitätshandtaschen hergestellt.
ANILINLEDER
Anilinleder ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Leder, das ausschließlich mit löslichen Farbstoffen gefärbt wurde. Es hat einen wachsartigen Griff und eine matte Oberfläche.
Werden Pigmentfarbstoffe zum Färben von Leder verwendet, so werden diese oft aufgesprüht. Die Oberfläche des Leders wird dabei abgedeckt und geschützt. Das natürliche Aussehen ist jedoch weniger auffällig. Diese Art der Färbung ist jedoch weniger empfindlich als die Anilinfärbung. Wenn die Oberfläche des Leders nach der Pigmentfärbung zu glatt und unstrukturiert erscheint, kann ein weiches Narbenbild aufgetragen werden.